Von 2 auf 15 in zehn Jahren
16.08.2025 Muri, GewerbeRasant gewachsen
«Mein eigener Chef»: Arnold Gerüste AG, Muri
Sorgen darüber, dass zu wenig Aufträge eingehen, musste sich Matthias Arnold nie machen. Nicht ein einziges Mal in den elf Jahren seit der Gründung der Arnold ...
Rasant gewachsen
«Mein eigener Chef»: Arnold Gerüste AG, Muri
Sorgen darüber, dass zu wenig Aufträge eingehen, musste sich Matthias Arnold nie machen. Nicht ein einziges Mal in den elf Jahren seit der Gründung der Arnold Gerüste AG. «Eher im Gegenteil», sagt er. Im Freiamt gab es vorher keinen Gerüstbauer. Entsprechend schnell ist die Firma, die Arnold einst mit einem Kollegen gründete, gewachsen. 70 000 Quadratmeter Gerüst und 15 Mitarbeitende zählt sein Unternehmen mittlerweile. Dass das Wachstum in den letzten drei Jahren stagniert hat, stört Arnold gar nicht. --ake
Sommerserie «Mein eigener Chef»: Vor elf Jahren gründete Matthias Arnold die Arnold Gerüste AG
Der einzige Gerüstbauer im Freiamt. Entsprechend traf Matthias Arnold eine Nische. Eine gefragte Nische. Waren sie anfangs zu zweit, gehören aktuell 15 Festangestellte und drei Akkordanten zum Team. Manchmal ist es dem Gründer und Chef fast zu viel. «Ich wäre gerne öfter selbst auf den Baustellen.»
Annemarie Keusch
Es klimpert. Metallstangen prallen aneinander. Draussen vor dem Magazin in Merenschwand laden die Mitarbeitenden die Fahrzeuge, um die für diesen Nachmittag geplanten Aufträge auszuführen. Normalerweise hilft Matthias Arnold dabei mit. Weil es das Handwerkliche ist, was ihm an diesem Beruf gefällt. Weil es genau diese Arbeit ist, die ihn vor elf Jahren die Arnold Gerüste AG gründen liess. «Ich wäre gerne wieder ganz normaler Gerüstbauer.» Arnold sagt diesen Satz pragmatisch. Dass er es nicht mehr ist, ist eine Folge des Erfolgs. Zu zweit waren sie damals, gegen 20 Mitarbeitende sind es heute. «Ich musste mir nie Sorgen machen, dass wir zu wenig Arbeit haben. Ja, das ist durchaus ein Privileg», weiss er. Aber es bringt auch mit sich, dass er immer seltener selbst auf den Gerüsten steht. «Ich nehme es mir immer vor, aber es gelingt nicht regelmässig.»
Auch nicht, seitdem ein Mitarbeiter die Offerten rechnet. Und auch nicht, obwohl seine Frau Gabi ganz viele Arbeiten im Büro übernimmt. Arnold schliesst die Offerten ab, schreibt Rechnungen und ist in der Koordination gefragt. «In dieser Branche ist alles sehr kurzfristig», sagt er. Am Morgen gilt es die Aufträge für den Nachmittag zu koordinieren, am Nachmittag jene für den nächsten Morgen. Rund 200 Projekte laufen durchschnittlich parallel – vom kleinen Treppenturm bis zum aktuell eingerüsteten Klostergebäude. «Genau das macht es aus, die Vielfalt», sagt Arnold. Natürlich sei es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. «Aber schlaflose Nächte habe ich deswegen nicht. Die gibt es nur, wenn es stark windet.» Doch mittlerweile gebe es viele Massnahmen, damit Gerüste auch starkem Wind standhalten. «Wir blieben in all den Jahren von grösseren Schäden verschont, zum Glück.»
Ein halbes Jahr von der Idee bis zur Umsetzung
Der Murianer ist gelernter Zimmermann. Die Arbeit gefiel ihm, auch wenn er zwischenzeitlich ein «Wanderjahr» einlegte, wie er es nennt. Gartenbauer, Chauffeur, Forstmitarbeiter. «In diesem einen Jahr lernte ich extrem viel.» Und die Selbstständigkeit begann ihn immer mehr zu faszinieren. Sein eigener Chef sein, sich die Arbeit einteilen – der Wunsch wuchs. Arnold ging zuerst nochmals zurück in einen Holzbaubetrieb, wo er diesen einen Schlüsselmoment erlebte. Der Bau einer Scheune ging nicht vorwärts, weil der Netzbauer, der die Absturzsicherung erledigt, auf sich warten liess. «Bei einem Feierabendbier kam die Idee auf, doch selbst einen solchen Betrieb aufzubauen.» Es war nicht allein Arnolds Idee. Die Firma gründete er zusammen mit einem Kollegen. Obwohl er sie seit 2016 allein führt, sagt er: «Allein hätte ich wohl den Schritt in die Selbstständigkeit nicht gewagt.»
Dachdeckerarbeiten und Gerüstbau, damit starteten die beiden 2014. Nicht lange nachdem die Idee geboren war. «Wir waren sofort Feuer und Flamme.» Mittlerweile konzentriert sich die Firma einzig auf den Gerüstbau. Und hat sich in den elf Jahren massiv entwickelt. Das zeigt nicht nur die Anzahl Mitarbeitende, sondern auch die Menge an Gerüstelementen. «Anfangs waren es nur so viele, dass wir ein halbes Jahr Arbeit damit abdecken konnten. Mittlerweile sind es 70 000 Quadratmeter», sagt Matthias Arnold. Zur Einordnung: Das Eingerüsten eines Einfamilienhauses benötigt rund 200 bis 400 Quadratmeter. Aber es zeigt sich eben auch beim Personal. Schon nach einem Jahr konnte die Firma den ersten Mitarbeiter einstellen, aktuell sind es 15 Festangestellte und drei Akkordanten. Viele davon sind Langjährige. «Sie liegen mir sehr am Herzen», betont Arnold während des Gesprächs immer wieder. «Ohne sie und ohne ein tolles Team wäre alles gar nicht möglich.» Zu diesem Team gehört auch ein Lernender. Arnold weiss, dass 90 Prozent der Gerüstbauer Quereinsteiger sind. Das ist auch in seiner Firma nicht anders. Kein Wunder, die Gerüstbauer-Lehre gibt es erst seit dem Jahr 2000.
Handwerker gerüsten kaum mehr selbst
Über die Jahre ist die Arnold Gerüste AG stark gewachsen. Einen Gerüstbauer gab es vorher in der Region nicht. Kommt hinzu, dass früher viele Holzbaubetriebe selbst Gerüste stellten, auch jene, in denen Arnold einst arbeitete. «Das geht nicht mehr. Die gesetzlichen Anforderungen, aber auch jene an die Sicherheit sind stetig gestiegen.» Für gute Lösungen brauche es ein breites Sortiment an verschiedensten Teilen. Genau das hat seine Firma.
Sein eigener Chef sein, sich den Tag selbst einteilen – das reizte Matthias Arnold an der Selbstständigkeit. Hat sich das erfüllt? Der dreifache Familienvater lächelt. «Natürlich ist vieles durch die Auftragslage gegeben», sagt er. Immer Ansprechperson zu sein – für die Mitarbeitenden, für die Kundschaft. Der Alltag sei intensiv, mache aber auch Spass. Dennoch sagt er: «Ich wäre manchmal gerne wieder ganz normaler Gerüstbauer.» So, wie er es die ersten acht Jahre noch mehr sein konnte. Aber den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben, bereue er nicht. Weil seine Frau Gabi und die ganze Familie mitziehen. «Sonst ginge es nicht. Im Sommer bleibt kaum Zeit für Ferien, im Winter kann ich mir mehr Zeit für die Familie nehmen.» Weil er auf langjährige und motivierte Mitarbeiter zählen kann. «Gar jemanden mit Höhenangst.» Teamfähigkeit sei als Gerüstbauer wichtig. Schliesslich sei man den ganzen Tag in der Gruppe unterwegs.
In den letzten drei Jahren eingependelt
Im Freiamt, im Säuliamt, mehr und mehr auch in Richtung Innerschweiz. Mit Arnold beschriftete Gerüste sind weit über die Region hinaus zu sehen. Mittlerweile gehören sechs Lieferwagen, zwei Stapler und ein Lastwagen mit Kran zum Maschinenpark. Ihre Vernetzung in der Region habe sicher geholfen, ist Arnold überzeugt. 2021 brachte ein Hagelsturm viel Arbeit für die Branche, seit 2022 der Solarboom. Die letzten drei Jahre stagnierte das Wachstum etwas. Wieder lacht Matthias Arnold. «Ich bin froh», sagt der 39-Jährige. Kein zusätzliches Material kaufen, keine zusätzlichen Leute einstellen. «Es hat sich eingependelt und das passt bestens für mich.»