Wenn aus Dunkel Licht wird
10.05.2024 Region Oberfreiamt, WaltenschwilLebenstraum erfüllt
Ausstellung von Benno Kägi
Vielseitig sind die Werke von Benno Kägi, welche diese Woche im Ortsmuseum Waltenschwil präsentiert wurden.
Regelmässig ermöglicht das Ortsmuseum ...
Lebenstraum erfüllt
Ausstellung von Benno Kägi
Vielseitig sind die Werke von Benno Kägi, welche diese Woche im Ortsmuseum Waltenschwil präsentiert wurden.
Regelmässig ermöglicht das Ortsmuseum Waltenschwil Kunstschaffenden aus dem eigenen Dorf und der Region, ihre Werke im Dorfmuseum auszustellen. Nun war an drei Tagen das Schaffen vom ehemaligen Waltenschwiler Architekten Benno Kägi zu sehen. Für ihn ging ein Lebenstraum in Erfüllung: «Die Kunst hat mir durch viele dunkle Zeiten geholfen.» --cbl
Die Ausstellung von Maler Benno Kägi zog viele Besuchende ins Dorfmuseum Waltenschwil
Surreale Darstellungen, Ortsbilder aus der Region, vor allem aber Gesichter, die Geschichten erzählen – in seinen Werken greift der Wohler Künstler Benno Kägi viele Facetten des Lebens auf. Dabei fand er vor allem in schweren Zeiten Inspiration für sein Schaffen.
Celeste Blanc
Gesichter, gemalt aus einzelnen Strichen, Darstellungen von Musizierenden und Tanzenden in Acryl und Ölfarben und Abbildungen von Tieren, die durch das Einsetzen verschiedener Schatten eine nahezu realistische Gestalt gewinnen – Künstler Benno Kägi in seinem Schaffen in einer konkreten Kunstrichtung festzusetzen, ist schier unmöglich. Das beweisen die 54 Malereien, die in diesen Tagen im Waltenschwiler Ortsmuseum ausgestellt waren. Und an drei Tagen über 200 Leute begeisterten.
Kägis Bilder, sie zeigen hauptsächlich Ausschnitte und Szenen aus dem Leben. Die schönen, die kritischen sowie auch die hässlichen. Aus einem Leben, das immer wieder Überraschungen bereithält. So, wie es die Möglichkeit der Ausstellung für den Wohler war: Dass der gebürtige Boswiler, der lange in Waltenschwil zu Hause und beruflich tätig war, in seiner alten Heimat seine Werke einer breiten Öffentlichkeit präsentieren durfte, damit ist für ihn ein heimlicher Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. «All die Jahre habe ich gemalt, für mich. Und das nun in meinem Alter zeigen zu dürfen, ist für mich als ‹Heimwehwaltenschwiler› eine wunderbare Ehre», erklärt der 72-Jährige.
Prägende Jahre
Bereits in seiner Kindheit war Kägi vom Musischen begeistert. Damals malte er Gegenstände nach, die er auf dem Dachboden des Elternhauses gefunden hatte. Vor allem anhand alter Bücher entstanden seine ersten Zeichnungen. In der Jugend machte er einen Teil seines zeichnerischen Talents zu seinem Beruf, lernte in Wohlen in einem Architekturbüro das Zeichnen von Bauplänen. «Häuser aufs Papier zu bringen, darin habe ich meine Berufung gefunden», blickt Kägi zurück. Bis zu seiner Pension vor 12 Jahren hat der Architekt noch alles von Hand gezeichnet. Dass er dabei in seinem Berufsfeld aufgrund der technischen Möglichkeiten immer mehr zum «Exoten» wurde, sei fast schon eine positive Ausnahme gewesen. «Mit CAD-Programmen konnte ich nichts anfangen. Dass ich die Pläne selbst zeichnete, schätzten viele der Bauherren.»
Nach wie vor der musischen Faszination folgte Kägi in seiner Freizeit. Er malte aberhunderte von Bildern, machte Musik in einer Band und setzte sich schliesslich in Wohlen für die Kultur ein, gründete Ende der 1960er-Jahre das erste «Kulturzentrum» (heute Plattform). Dabei unterstützt wurde er von Guido Muntwyler, Gründer vom Zirkus Monti, sowie vom Verein St. Leonhard, der ihm im Chappelehof eine Räumlichkeit zur Verfügung stellte. «Einzige Auflage war, dass wir ‹etwas Kulturelles› machen mussten», erinnert sich Käfig zurück. Ursprünglich als Diskothek geplant, förderte man also fortan den Bandnachwuchs der Region. Ganze sechs Jahre lief der Club «Sunrise», der von Jugendlichen geführt wurde. Es sei eine Zeit gewesen, die seine Jugend stark geprägt hat. Und dass auch heute noch mit der «Plattform» die Räumlichkeiten für die Jugend und kulturelle Anässe genutzt werden, das freut Kägi. «Schön, dass dieser Einsatz bis heute nachwirkt.»
Episoden aus einem bewegten Leben
Die Musik und das Zeichnen, sie ziehen sich durch Kägis Leben wie ein roter Faden. Dabei half ihm das Musische vor allem durch die schweren Zeiten, die Benno Kägi widerfahren sind. Davon zeugen auch die ältesten Bilder der Ausstellung aus dem Jahr 1973. Damals erfolgte die erste Trennung einer langjährigen Beziehung. «Ich malte mir den Schmerz von der Seele. Und von da an war es meine ganz persönliche Therapieform.» Auch als vor 30 Jahren seine erste Ehefrau und später seine Tochter verstarben, verarbeitete Kägi seine Trauer in verschiedenen Malereien. Es sind Episoden, die auch an der Ausstellung einen Platz gefunden haben: Die einen Vater mit einem Kind im Arm zeigen oder einen Mann, der für sich allein in einer Bar sitzt. «Ohne das Zeichnen hätte ich viele Schicksalsschläge vermutlich nicht so gut überstanden.»
Dank dem «Seelenkippen», wie Benno Kägi es nennt, war es ihm möglich, aus dem Dunkeln Licht zu machen. Und so aus dem Schmerz auch schöne Dinge entstehen zu lassen. Etwa das Finden einer neuen Liebe in Ehefrau Marianne, mit der er seit vielen Jahren glücklich in Wohlen wohnt. Oder Kägi geht auch heute noch regelmässig in den Reusspark und spielt für die Bewohnerinnen und Bewohner am Klavier. So, wie er es damals während der Besuche seiner sterbenden Tochter tat, die dort palliativ betreut wurde. «Es hat sich so etabliert. Und heute bringe ich den Menschen durch meine Musik zumindest ein bisschen Freude.»
Auf Neues aufmerksam machen
Freude hat Benno Kägi auch in diesen Tagen mit seinen Bildern nach Waltenschwil gebracht. «Überraschenderweise habe ich viele Anfragen für Bilder erhalten, die man in der Ausstellung gesehen hat», meint er. Und nicht nur das: Auch waren Kägis Schnitzelbank-Bilder, die er vor gut 30 Jahren als Organisator der Waltenschwiler Beizenfasnacht gemalt hatte, entlang der Wände durch das ganze Ortsmuseum aufgehängt. Ironisch-sarkastische Darstellungen wie die des ehemaligen Pfarrers Portas liessen dabei vor allem bei den älteren Waltenschwilerinnen und Waltenschwilern Erinnerungen wach werden – und brachten sie zum Schmunzeln.
Die kleine Ausstellung eines hiesigen Künstlers, sie war auch aus Sicht von Hubert Küng, Präsident des Ortsmuseums Waltenschwil, ein voller Erfolg. «Es ist eine wunderbare Möglichkeit, in diesem Format Menschen aus der Region eine Plattform zu bieten. Und so auch immer auf etwas Neues aufmerksam machen zu können.»