Wieder auf Kurs gebracht
19.05.2023 Region Unterfreiamt, NiederwilJahresbericht des Reussparks – Jubiläums-GV findet am 25. Mai statt
Das Jahr 2021 brachte viel Unruhe in das Zentrum für Pflege und Betreuung. Mit dem schnellen Abgang der neuen Direktorin als unrühmlichem Höhepunkt. Unter Nachfolger Urs Bosisio ...
Jahresbericht des Reussparks – Jubiläums-GV findet am 25. Mai statt
Das Jahr 2021 brachte viel Unruhe in das Zentrum für Pflege und Betreuung. Mit dem schnellen Abgang der neuen Direktorin als unrühmlichem Höhepunkt. Unter Nachfolger Urs Bosisio ist jetzt wieder Ruhe eingekehrt. Die Arbeit geht den Verantwortlichen aber nicht aus.
Chregi Hansen
Am kommenden Donnerstag lädt der Reusspark zu seiner Jubiläums-GV. Vor 120 Jahren wurde im Wohler «Bären» der Verein Gnadenthal gegründet. An der Versammlung stehen einige wichtige Entscheide an. So will der Reusspark seine Küchen umbauen und benötigt dafür einen Kredit über 4,8 Millionen Franken. Zudem soll der ehemalige Chefarzt René Kuhn neu den Vorstand verstärken.
Es gibt also auch in Zukunft viel zu tun. Präsident Kurt Notter schaut in seinem Bericht aber zuerst auf die letztjährige GV zurück. Damals herrschte ganz viel Unruhe in und um den Reusspark. Nach dem schnellen Abgang der neuen Direktorin hat Vorstandsmitglied Urs Bosisio erst interimistisch und anschliessend in offizieller Funktion die Führung übernommen. Der Entscheid wurde nicht von allen goutiert, die Wogen gingen hoch. Doch für den Präsidenten ist es nach wie vor der richtige Entscheid.
Strategie überarbeitet
«Urs Bosisio ist ein alter Hase der Zahlenwelt, ein erfahrener Fuchs der gesellschaftlich-politischen Welt und darüber hinaus dynamischer als viele andere – sogar viele andere Jüngere. Urs Bosisio fackelt nicht lange. Er packt pragmatisch an und sucht mit den Beteiligten nach der effizientesten und besten Lösung. Er hat, gemeinsam mit der Geschäftsleitung, den Reusspark im letzten Jahr auf Kurs gebracht», hält Kurt Notter in seinem Rückblick fest. Gemeinsam mit dem Vorstand habe er in den letzten 12 Monaten viel umgesetzt und viel erreicht, fügt der Präsident an.
So hat die Institution im letzten Jahr ihre Unternehmensstrategie überarbeitet. Der Reusspark will sich noch stärker im Bereich Demenz und Gerontopsychiatrie positionieren und als Tages- und Nachtzentrum seine Auslastung weiter steigern. Dazu will man sich noch stärker vernetzen und enger mit verschiedenen Partnern zusammenarbeiten. Daraus entstand unter anderem die Zusammenarbeit mit dem Haus Eigenamt in Lupfig, wo der Reusspark im Januar die medizinische Betreuung übernommen hat.
Biodiversität fördern
Auch aus baulicher Sicht ist wieder einiges passiert. So wurden etwa im ehemaligen Personalhaus neue Büroräumlichkeiten geschaffen. Der Empfang wird neu gestaltet, und auf dem Dach des Hauptgebäudes wurde eine grosse Photovoltaikanlage installiert. Nun soll, wie erwähnt, der Umbau der Küchen erfolgen. Sowohl die Haupt- wie auch die Restaurantküche sollen saniert werden. Im Weiteren sollen sämtliche Wohnbereiche nach zeitgemässen Vorstellungen neu gestaltet werden. Grossen Wert legen die Verantwortlichen aber auch auf die Umgebung. So strebt der Verein eine Neuverpachtung des Kulturlands an. Dabei wird Wert auf eine nachhaltige Bewirtschaftung und die Biodiversität gelegt. Vor einem Jahr wurde bei Agrofutura ein Bewirtschaftungskonzept zur Biodiversität in Auftrag gegeben. Die Realisierung wird im kommenden Frühling erwartet.
Aber auch der Betrieb selber soll sich in Zukunft verändern. «Wir möchten die Hierarchien noch mehr abflachen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mehr Verantwortung übergeben beziehungsweise sie noch stärker partizipieren lassen», schreibt Direktor Urs Bosisio. So wurde beispielsweise das Organigramm überarbeitet. Neu entscheidet eine Geschäftsleitung über alle wichtigen Fragen und nicht mehr der Direktor oder die Direktorin allein. Bosisio selber fühlt sich unglaublich wohl in seiner neuen Rolle. «Ich habe mein bisheriges berufliches Leben in der Bankenwelt verbracht. Der Reusspark zeigt mir eine andere Welt auf. Was ich hier an Menschlichkeit und Herzlichkeit erleben darf, ist für mich sehr wertvoll und bereichernd», schreibt er. Der Reusspark sei für ihn persönlich ein Geschenk.
Sehr gute Auslastung
Allerdings gab es auch grosse Herausforderungen zu meistern. So etwa den Fachkräftemangel und die Teuerung. Die steigenden Lohnkosten und teuerungsbedingt höheren Sachkosten haben das Jahresergebnis negativ beeinflusst. Steigende Kosten und höhere Anforderungen in der Zukunft veranlassen den Reusspark, die Tarifstruktur anzupassen. «So sind die notwendigen finanziellen Reserven für ein erfolgreiches Weiterbestehen sichergestellt», heisst es dazu im Jahresbericht. Die Bettenauslastung im stationären Bereich lag bei 95,8 Prozent, im Tages- und Nachtzentrum als Entlastungsangebot für kürzere Aufenthalte bei 66,4 Prozent, was deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres liegt. Ein sehr gutes Jahr erlebte nach den Corona-Wirren das eigene Restaurant, welches seit der Neueröffnung vor 10 Jahren noch nie so viele Gäste bewirtet hatte und einen Rekordumsatz und einen Rekordgewinn verzeichnete.
Viele Geschichten
Die neue Philosophie im Reusspark spiegelt sich auch im Jahresbericht wider. Er wurde nicht von der Geschäftsleitung, sondern von den Mitarbeitenden und den Bewohnern geschrieben. Sie wurden gefragt, was ihr schönstes oder berührendstes Erlebnis im vergangenen Jahr war. Entstanden sind dabei viele kleine, schöne und persönliche Geschichten und Anekdoten. Sei es der Briefwechsel eines Bewohners mit einer Radiomoderatorin, der Besuch im Kinderzoo, die Freundschaft mit der Stationskatze, das Personalfest, der Teamausflug oder der Zufall, dass eine Stationsleiterin und ihre Stellvertreterin zur genau gleichen Zeit schwanger wurden und ihren Mutterschaftsurlaub bezogen. Oder das Exklusivkonzert der «Hardy’s Bubbles» im Klosterkeller.
Es «menschelt» extrem in all diesen Zeilen. Und macht deutlich, dass der Reusspark eben viel mehr ist als ein Zentrum für Pflege und Betreuung. Sondern für ganz viele eben auch ein Stück Heimat. Stellvertretend die Meinung einer Bewohnerin im Jahresbericht, die sagt: «Es gibt kein spezifisches Highlight. Ich bin sehr dankbar, dass die Pflege hier so gut ist. Das Pflegepersonal ist liebevoll, einfühlsam und menschlich. Was braucht man mehr im Alter?»
Szenische Führungen
Zum Internationalen Museumstag öffnet das Museum Gnadenthal am kommenden Sonntag, 21. Mai, von 10 bis 17 Uhr seine Pforten. Um 10.30 sowie um 13.30 Uhr wird ein szenischer Rundgang mit Apéro angeboten. Zwei Schauspielerinnen nehmen die Besucher mit an verschiedene Orte, wo sie ihnen die hundertjährige Geschichte auf eine unterhaltsame, amüsante Art vermitteln. Anmeldung nötig.