Beide Seiten profitieren
22.08.2025 Muri, Jugend, SchuleDas Schülerbüro in Muri ermöglicht erste Einblicke in den Berufsalltag
Rasen mähen, jäten, bei den Hausaufgaben helfen, Reinigungsarbeiten, während der Ferienabwesenheit die Katze füttern – die ausgeschriebenen Jobs beim ...
Das Schülerbüro in Muri ermöglicht erste Einblicke in den Berufsalltag
Rasen mähen, jäten, bei den Hausaufgaben helfen, Reinigungsarbeiten, während der Ferienabwesenheit die Katze füttern – die ausgeschriebenen Jobs beim Schülerbüro sind vielseitig. Martin Schneider leitet das Projekt und hofft, dass es noch mehr Anklang findet.
Annemarie Keusch
An den Schülerinnen und Schülern würde es nicht liegen. Rund 60 sind registriert, ein Drittel davon ist auch wirklich aktiv. Auf alle ausgeschriebenen Jobs bewerben sich mehrere von ihnen. «Es läuft gut, aber es dürften noch mehr Jobs sein», sagt Martin Schneider. Er koordiniert und leitet das Schülerbüro seit drei Jahren, übernahm, als das Angebot nach der Pandemie komplett einzuschlafen drohte. Denn, was wohl viele nicht wissen: Das Schülerbüro in Muri gibt es seit rund 25 Jahren. Das Prinzip ist einfach und immer noch dasselbe, wenn auch in den letzten drei Jahren digitalisiert. Schülerinnen und Schüler melden sich an, weil sie gerne Sackgeldjobs übernehmen wollen. Gleiches können Leute tun, die einen solchen Job zu erledigen hätten. Schneider bringt beide Seiten passend zusammen. «Wie eine Dating-Plattform», sagt er und lacht.
Wer also Jobs erledigen und Sackgeld verdienen will, kann sich beim Schülerbüro melden. Wobei nicht nur der Auftrag selber, sondern auch der ganze Prozess die Schülerinnen und Schüler erste Luft eines möglichen späteren Berufslebens schnuppern lässt. Erhält Martin Schneider nämlich die Nachricht, dass sich jemand per App registriert hat, lädt er diese Person zum Vorstellungsgespräch ein. «Ich will unter anderem wissen, weshalb die Jugendlichen sich angemeldet haben, wo ihre Stärken liegen, welche Jobs sie übernehmen könnten. Aber ich frage sie auch nach ihrer Verlässlichkeit», betont Schneider. Denn diese ist wichtig. «Natürlich, es sind Schüler. Man muss hie und da Verständnis zeigen. Aber wenn sie die Jobs nicht zur Zufriedenheit der Auftraggeber erledigen, dann fällt das auch auf das Schülerbüro zurück, und das wäre fatal.»
Nahe an der Schulsozialarbeit
Martin Schneider sieht im «Schübü», wie das Angebot genannt wird, weit mehr als eine Sackgeldjob-Vermittlung. Er nennt das Beispiel eines Schülers, der an der Schule nicht selten aneckt. «Seit zwei Jahren nun übernimmt er regelmässig einen Schübü-Auftrag und bekommt dabei ganz viele Komplimente. Genau das wollen wir. Die Stärken der Jugendlichen herauskitzeln», sagt Schneider, der hauptberuflich als Schulsozialarbeiter tätig ist. «Ganz vieles rund um das Schülerbüro ist aktive Schulsozialarbeit», ist er darum überzeugt. Entsprechend wichtig war es ihm, das Angebot in den letzten drei Jahren wieder aufzubauen, bekannt zu machen, im regionalen Gewerbe zu vernetzen und die Schülerinnen und Schüler darüber zu informieren.
Wer die Oberstufe besucht und mindestens 13-jährig ist, kann via Schülerbüro Aufträge übernehmen. Und diese sind ganz schön vielseitig: Rasen mähen, Hecken schneiden, Katzen füttern, Pflanzen giessen, Autos saugen, das I-Pad oder Handy erklären, bei den Hausaufgaben unterstützen, Reinigungsarbeiten übernehmen. 12 Franken pro Stunde beträgt der Mindestlohn, für Hausaufgabenhilfe sind es 15 Franken. «Ausgenützt wird dabei niemand», betont Martin Schneider. Wer einen aufgeschalteten Job nicht annehmen will, bewirbt sich nicht darauf. Das ist aber aktuell nie der Fall, im Gegenteil. Bei quasi jedem Auftrag sind es mehrere Bewerbungen. Martin Schneider wählt aus, wer am besten passt, wer lange keinen Auftrag mehr erhielt, wer zuverlässig ist. «Alle sollen ihre Chancen bekommen.»
Dialog der Generationen
Das funktioniert. «Grundsätzlich sehr gut, aber natürlich nicht immer.» Dennoch sei er erstaunt, mit wie viel Seriosität und Zuverlässigkeit die jungen Menschen dabei sind. «Und es ist schön zu sehen, dass vielleicht auch dadurch hie und da ein Vorurteil abgebaut werden kann. Wer denkt, dass die Jugend von heute nicht viel leisten kann, soll einen Job beim Schülerbüro ausschreiben und sich vom Gegenteil überzeugen lassen.» Das sagt Martin Schneider, weil er es so meint. Aber auch, weil er froh wäre, die Anzahl Jobs würde weiter ansteigen. Mittlerweile sei man durchschnittlich bei einem pro Woche. «Es hätte mehr junge Frauen und Männer, die gerne Sackgeld verdienen und Arbeiten erledigen wollen», sagt er.
Schneider ist überzeugt, dass das Angebot beiden Seiten etwas bringt. Die Jugendlichen können Geld verdienen, Arbeitserfahrung sammeln und daran wachsen. Die Auftraggeber haben Freude, wenn die Arbeiten erledigt sind. Die ältere Frau, wenn ihr Rasen gemäht ist. Die Eltern, wenn jemand in ihrer Abwesenheit auf ihr Kind aufpasst. Und die Generationen gelangen in den Dialog miteinander. «Lauter Vorteile», sagt Martin Schneider und lacht.
Mehr Infos: www.schuebue.ch.