Grosse Vertrauenssache
05.09.2025 Region Unterfreiamt, Niederwil, PolitikPodiumsdiskussion mit den Neu-Kandidierenden für den Gemeinderat
Die Ortsparteien SVP und Die Mitte organisierten gemeinsam eine Podiumsdiskussion mit den Neu-Kandidierenden Colleen Furrer, Nina Haas, Cécile Künzli und Manuel Stoop. «Reussbote»- ...
Podiumsdiskussion mit den Neu-Kandidierenden für den Gemeinderat
Die Ortsparteien SVP und Die Mitte organisierten gemeinsam eine Podiumsdiskussion mit den Neu-Kandidierenden Colleen Furrer, Nina Haas, Cécile Künzli und Manuel Stoop. «Reussbote»- Verleger Benedikt Nüssli übernahm als Neutraler die Moderation und fühlte ihnen auf den Zahn.
Monica Rast
Fünf Gemeinderatssitze, zwei Rücktritte und acht Personen die sich an der Gesamterneuerungswahl am Sonntag, 28. September, in Niederwil zur Wahl stellen. Bei dieser Anzahl an Kandidaten wird es Verlierer geben. Die Frage ist nun: Wer passt am besten in den Gemeinderat? Wer bringt Niederwil weiter und was ist ihre Motivation? Die Ansichten, Meinungen und auch die bisherigen Leistungen sind bei Gemeindeammann Norbert Ender, Martina Balmer und Lukas Vock bekannt. Damit die Einwohner sich ein Bild von den vier Neu-Kandidierenden, Colleen Furrer (parteilos), Nina Haas (SVP), Cécile Künzli (parteilos) und Manuel Stoop (Mitte), machen können, stellten sie sich an einer Podiumsdiskussion nicht nur den Fragen von Benedikt Nüssli, sondern auch denen der Einwohner von Niederwil.
Frauenquote erfüllt
«Mit den Kandidierenden wird auf jeden Fall die Frauenquote erfüllt», meinte Adrian Gratwohl (SVP) lachend. Er und Shimeon Balmer (Mitte) sind die Organisatoren dieses Anlasses. Die beiden Parteien haben schon lange nichts mehr gemeinsam organisiert. Doch für diese Podiumsdiskussion haben sie sich zusammengetan. Nicht nur um ihre eigenen Kandidaten vorzustellen, sondern auch den Parteilosen die Möglichkeit zu geben, gesehen und gehört zu werden. Mit dem Ziel, dass die bestmöglichen Kandidaten in den Gemeinderat gewählt werden.
«Die Zukunft von Niederwil liegt mir am Herzen»
Eines merkt man schnell – den Kandidierenden liegt Niederwil am Herzen. Egal ob sie die Schulzeit in Niederwil verbrachten wie Colleen Furrer oder erst seit zweieinhalb Jahren in Niederwil wohnen wie Nina Haas. Die Ermahnung von Moderator Benedikt Nüssli über einen angenehmen Umgangston und Fairness am Anfang der Diskussion war völlig überflüssig. Die Begegnung der Kandidierenden fand auf Augenhöhe und mit einem gesunden Respekt statt. Man hatte nicht das Gefühl der Rivalität. Im Gegenteil merkte man schnell, dass die Kandidierenden motiviert und bereit sind, sich auf der politischen Bühne für Niederwil einzubringen.
Ihre Ansichten und Meinungen stehen nicht weit auseinander. Sie möchten sich aktiv für die Gemeinde einsetzen und ihr etwas zurückgeben, in der sie mit offenen Armen empfangen wurden. Bei allen ist die Kandidatur eine wohl überdachte Sache. «Es war kein Schnellschuss», meinte die 50-jährige Colleen Furrer, «ich möchte mithelfen, Niederwil in die Zukunft zu begleiten.»
Dialoge suchen und zuhören
Auf die Frage, wie sich die Kandidierenden im Gremium einbringen möchten, meinte Cécile Künzli kurz und knapp: «Respektvoll. Wenn man sich respektvoll begegnet, kann man viel erreichen.» Die 43-Jährige sieht sich als Brückenbauerin, die zuhören kann. Auch für Stoop, Furrer und Haas ist das Zuhören ein wichtiger Punkt. Den Dialog suchen mit der Bevölkerung, der Schule, den Vereinen wird immer wieder von allen genannt.
Den Kandidierenden ist bewusst, dass sich die Verschuldung durch die geplanten Investitionen massiv erhöhen wird. «Deshalb ist es wichtig, diese genaustens zu prüfen», meinte die 32-jährige Haas. Wenn es ein Wunschkonzert gäbe, würde sie sich für das Ressort Finanzen entscheiden. Sie ist überzeugt, ihr Wissen vom Alltag miteinbringen zu können. Die Kandidierenden sind sich einig: Um attraktiv zu bleiben, braucht es die Investitionen. «Doch man muss genau hinschauen und transparent sein», meint Stoop und Künzli ergänzt: «Gemeinsam eine gute Lösung finden.»
Auf die Parteizugehörigkeit angesprochen meinte Künzli: «Ich möchte zu meiner Meinung stehen, deshalb bin ich parteilos.» Ähnlich sieht es Furrer: «Ich war noch nie in einer Partei und werde auch in keine gehen. Es geht auch ohne.» Bei gewissen Themen können Parteien von Vorteil sein, ist die Meinung von Stoop (Mitte) und Haas (SVP). «Aber im Gemeinderat spielt die Partei keine Rolle. Was wir mitbringen, ist wichtiger», erklärt Haas.
Fragen aus dem Publikum
Das Thema Finanzen beschäftigt auch das Publikum und den Kandidierenden wurde die Frage gestellt, was für Ideen ihnen vorschweben, um die Kasse aufzubessern. Die Antworten kamen schnell und ziemlich einheitlich: Niederwil muss attraktiv für Steuerzahler bleiben und gute Wohnqualität bieten.
Ein wenig überrumpelt wurden die Kandidierenden von der Frage, ob sie sich schon Gedanken darüber gemacht haben, dass es in rund 15 Jahren doppelt so viele Senioren gibt, welche die Pflegekosten steigen lassen. Manuel Stoop musste zugeben, sich noch keine Gedanken darüber gemacht zu haben. «Deshalb ist es wichtig, dass man zuhört. Damit man rechtzeitig reagieren und agieren kann», meinte der 45-Jährige schmunzelnd.
Kurz vor Schluss mussten sich die vier noch der Frage «Elterntaxi» stellen. «Elterntaxis regen mich göttlich auf», meinte Stoop, aber er müsse zugeben, auch schon seine Kinder zur Schule gebracht zu haben. Auch hier wieder sind sich alle einig: Es ist ein Sicherheitsproblem, das man angehen muss. «Der Schulweg ist für Kinder wichtig», ergänzte Furrer, was die anderen mit einem Nicken bestätigten.
Der Abend verlief äusserst fair. Jeder kam zu Wort und wurde nie unterbrochen. Die Anwesenden erfuhren sehr persönliche Details zu den Neu-Kandidierenden, und egal, wer am Schluss gewählt wird: Die Gemeinde liegt allen am Herzen und sie sehen sich in einer grossen Verantwortung zum Wohle der Einwohner Niederwils.
Im Endeffekt entscheiden die Stimmbürger
Persönliche Meinung zum Gemeindehaus
Einige Fragen wurden von den Organisatoren vorgegeben. Andere kamen von Benedikt Nüssli persönlich. Ihn interessierte die persönliche Meinung zum brennenden Thema «Gemeindehaus».
Die Gemeindeversammlung hat das Projekt inklusive Kultursaal bewilligt. Vorgesehen ist die Bibliothek im Erdgeschoss, im Dachgeschoss der Kultursaal. Ein Referendum verlangt nun, dass der Kultursaal ins Erdgeschoss und die Bibliothek ins Dachgeschoss verlagert wird. Gemeinderat und Finanzkommission sind dagegen. Nun möchte Benedikt Nüssli von den Anwesenden wissen, wohin der Kultursaal gehört. Für Nina Haas ist genau dies Demokratie. «Ob Referendum oder nicht, man darf mitreden.» Sie versteht beide Seiten.
Für Cécile Künzli ist es ein wunderbares Projekt und sie findet, die Bibliothek soll im Erdgeschoss bleiben. «Die Bibliothek gibt Platz für Begegnungen und füllt den Raum mit Leben. Ich unterstütze die Meinung vom Gemeinderat. Bibliothek unten und die Finanzen im Griff behalten.» Für Manuel Stoop sieht der Saal so, wie er ist, wunderschön aus. «Ich sehe meine Kinder und meine Frau in der Bibliothek. Man lebt dort. Für mich ist es wichtig, dass alle Seiten beleuchtet werden. Aber ich bin erstaunt über die Aussage, dass man im Nachhinein sagt, man wurde zu wenig miteingebunden. Aber wie gesagt, das ist Demokratie und die Mehrheit bestimmt.»
Eine etwas andere Meinung hat Colleen Furrer. «Wenn man Trompete spielt oder Schlagzeug – Dachgeschosse sind einfach heiss. Man muss ein wenig auf das Praktische schauen. Aber das Volk wird entscheiden.» --mo