Symbol für den Wandel
06.06.2025 Region Oberfreiamt, Energie, Schule, BesenbürenSolarpionier Louis Palmer brachte seinen Solar-Butterfly an die Schule in Besenbüren
Wie die Raupe zum Schmetterling wird, kann die Menschheit von fossilen zu nachhaltigen Energieträgern wechseln. Dieses Umdenken will Louis Palmer mit seinem Solar-Butterfly ...
Solarpionier Louis Palmer brachte seinen Solar-Butterfly an die Schule in Besenbüren
Wie die Raupe zum Schmetterling wird, kann die Menschheit von fossilen zu nachhaltigen Energieträgern wechseln. Dieses Umdenken will Louis Palmer mit seinem Solar-Butterfly fördern. Kürzlich war er in Besenbüren, weitere Ziele in der Region sind Auw und Mühlau.
Thomas Stöckli
Er landet mit 25 Minuten Verspätung in Besenbüren, der «Solar-Butterfly». Seit 2022 ist er unterwegs, der «Sommervogel», wie der auffällige Trailer wegen seiner aufklappbaren Kollektorenflügel genannt wird. Der Schmetterling steht aber auch als Symbol für den Wandel: von der Raupe, die alles auf dem Boden frisst, wie die Menschheit Kohle, Erdöl und Erdgas, zum unabhängigen Schmetterling. Autark, wie auch unsere Gesellschaft werden soll, ja muss, wenn es nach Initiator Louis Palmer geht.
Am Anfang stand ein Kindheitstraum
Der Solarpionier lässt sich durch die Verspätung nicht aus der Ruhe bringen. «Ich bin Weltreisender, ich bin flexibel», winkt er immer wieder ab, wenn Hektik aufzukommen droht. Während Oliver Meier, der selber von Los Angeles bis Panama Teil des Roadteams war, den Schmetterling entfaltet, richtet Palmer seine Präsentation ein. Es ist die Präsentation eines Kindheitstraums, die Welt zu entdecken. Eines Kindheitstraums, den er stets weiter verfolgt hat. Auch wenn ihn seine Freunde immer wieder davon abbringen wollten.
«Du spinnst!», hätten sie ihm gesagt, als er mit dem Velo durch Afrika reisen wollte. Er hat es trotzdem getan. «Du spinnst!», habe es auch geheissen, als er die Vereinigten Staaten mit einem Ultraleichtflugzeug durchqueren wollte. Erneut liess er sich nicht davon abbringen. Und schliesslich umrundete er mit seinem Solartaxi zwischen 2007 und 2008 die Welt, wobei er über 54 000 Kilometer zurücklegte und durch mehr als 40 Länder fuhr. «Was glaubt ihr, haben mir meine Freunde davor gesagt?», fragte er in die Runde der rund 50 Schülerinnen und Schüler. «Du spinnst!», kommt es prompt zurück.
Sichtbarer Beweis, dass die Lösungen bereits vorliegen
«Ich habe an meine Träume geglaubt», nennt Palmer das Geheimnis seines Erfolgs. Eines Erfolgs, der ihm aus der ganzen Welt Ansehen einbringen sollte. Selbst in China wurde ihm der rote Teppich ausgerollt. Ihm, dem gelernten Lehrer, der kein Geld hatte und keine Ahnung davon, wie man ein Auto baut. In New York durfte er Ban Kimoon, damals UNO-Generalsekretär, mit dem Solartaxi in dessen Büro chauffieren, in Jordanien den dortigen Prinzen. Durch Indien wurde er von den Hells Angels eskortiert. Die Einladung zur Weltklimakonferenz und die Verleihung des Europäischen Solarpreises 2009 runden das Bild ab.
Der Solar-Butterfly knüpft an diese Errungenschaften an. Auf seiner Weltreise hat der Anhängerzug, der mit Solarenergie angetrieben wird, mittlerweile über 80 000 Kilometer zurückgelegt. Als Botschafter für eine nachhaltige Lebensweise. Als Gegenbeweis zu den «Geht nicht!» und «Du spinnst!» der Zauderer. «Wir müssen den CO2-Ausstoss um 80 Prozent reduzieren», mahnt Louis Palmer eindringlich. «Die Lösungen dazu haben wir bereits.»
Gutes Zeugnis für die Dorfjugend
Jedes Jahr macht der «Sommervogel» zwei, drei Monate Pause in der Schweiz. Diesmal stehen innert neun Wochen Besuche bei 70 Schulen auf dem Programm. Vor Besenbüren stand der Trailer am Morgen schon in Kriens, am Abend ging es weiter nach Schaffhausen, wo tags darauf die nächsten Schulbesuche stattfinden sollten. Unter den nächsten Stationen sind Auw, wo am 13. Juni auch ein abendliches Referat vorgesehen ist, sowie Mühlau am Dienstagnachmittag, 17. Juni. Nebst den Referaten regt ein «Klimaparcours» mit Fragen zu Nachhaltigkeitsthemen zum Nachdenken an.
Und was sagen die Umweltaktivisten über die Dorfjugend von Besenbüren und Bünzen? «Sie sind sehr interessiert», so Oliver Meier. «Und sehr anständig», schiebt er nach. «Da haben wir auch schon anderes erlebt.» Und nach etwas Nachdenken: «So anständige Kinder, die so viele Fragen stellten, hatten wir tatsächlich noch nie.» Schulleiterin Irene Niederhauser wird dies freuen. Für ihren Organisationsaufwand durfte sie eine Packung Teigwaren entgegennehmen. Klimaneutrale Tricolore-Teigwaren. «Die blauen mit Windenergie, die gelben mit Sonnenenergie und die roten mit Geothermie», wie Louis Palmer ausführt.
Weitere Halts in Auw und Mühlau
Der Solar-Butterfly kommt am 13. Juni nach Auw, wo Solarpionier Louis Palmer um 19 Uhr im Mehrzweckgebäude einen mitreissenden Vortrag hält. Es werden 30 Wissenstafeln aufgebaut mit Fragen rund um den Klimaschutz. Durch den Abend führt Thomas Wenger, Präsident der Elektra Genossenschaft Auw. Die Gemeinde und die Elektra offerieren im Anschluss an den Vortrag einen Apéro.
Der Solar-Butterfly ist ein drei Tonnen schwerer und zehn Meter langer Anhänger, der als erstes Fahrzeug der Welt aus Ozeanmüll gefertigt wurde. Die 80 Quadratmeter grossen Solarpaneelen liefern den Strom direkt in die Batterie des Elektrofahrzeugs. Bei idealen Bedingungen ist diese in acht bis neun Stunden vollgeladen, und damit kann der «Schmetterling» bis zu 200 Kilometer weit fahren.
Wie in Mühlau, wo der Solar-Butterfly am 16. Juni erwartet wird, steht auch in Auw ein Schulbesuch an. Im Sommer geht die Weltreise dann weiter, ins Amazonasgebiet, wo im November die UN-Weltklimakonferenz stattfinden wird.